Kälte & Co: 4 saisonale Asthma-Trigger
06.10.2022Kälte, Infektionen & Schimmel – mit den sinkenden Temperaturen steigt bei Patientinnen und Patienten mit Asthma das Risiko für Exazerbationen. Diese können zur Verschlechterung der Symptome führen und für einige Betroffene sogar lebensbedrohlich sein.1 4 Trigger und wie Sie Ihre Patienten davor schützen können.
4 saisonale Asthma-Trigger & hilfreiche Maßnahmen
Allergisches und nicht-allergisches Asthma kann in der kalten Jahreszeit durch folgende Trigger begünstigt werden:
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Respiratorische InfektionenLaut dem Robert Koch-Institut treten virale und bakterielle Atemwegsinfektionen insbesondere im Herbst und Winter auf: Im Hinblick auf Influenza der Saison 2020 wurde der Höchstwert Mitte März 2020 erreicht.2 Mit der Covid-19 Pandemie und den Schutzmaßnahmen wurde insgesamt ein deutlicher Rückgang von respiratorischen Infektionen (außer SARS-CoV-2) beobachtet.3 Laut Praxisindex der Arbeitsgemeinschaft Influenza ist die Zahl akuter Atemwegsinfektionen aktuell rückläufig, aber die Verlaufskurven der Vorjahre lassen einen erneuter Anstieg in den nächsten Wochen erwarten.4 Diese Infektionen treffen Asthma-Patientinnen und Patienten meist schwerer als lungengesunde Menschen, da sie Asthma-Exazerbationen hervorrufen können.5,6 |
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Impfen schützt Ihre Patientinnen und Patienten
Asthma erhöht, wie andere chronische Erkrankungen, das Risiko an Influenza und Pneumokokken-Infektionen zu erkranken.7 Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher, Betroffene mit Asthma gegen Pneumokokken und Influenza-Viren zu impfen.8 Aufgrund der unzureichenden Datenlage wird die Evidenz für die Effektivität der Impfung aus RCTs von den Autoren der Nationalen VersorgungsLeitlinie als unklar erklärt.7 Da hingegen keine relevanten Hinweise auf Schäden durch die Intervention vorliegen, sprechen sich die Autoren für eine Impfung gegen Influenza und Pneumokokken bei Asthma aus. Die STIKO empfiehlt für alle Erwachsenen ≥ 18 Jahre mit einer chronischen Atemwegserkrankung wie Asthma oder COPD eine Impfung gegen Covid-19.9 Eine generelle Impfempfehlung besteht für die Altersgruppen 5-11 Jahre (mit einer Impfstoffdosis) und 12-17 Jahre.
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Aspirin & Co können Asthma-Anfälle verursachenNeben den Atemwegsinfektionen selbst können auch Medikamente gegen die Infektionen Asthma-Anfälle auslösen. Schmerz- und fiebersenkende Medikamente wie Aspirin (Acetylsalicylsäure, ASS) und andere nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, z. B. Ibuprofen und Diclofenac) können Asthma-Anfälle verursachen und sollten daher unter Vorbehalt bzw. nur verschrieben werden, wenn bekannt ist, dass die Einnahme unbedenklich ist.6,7,10,11 |
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Nichtopioid-Analgetika einsetzen
Asthma-Patientinnen und Patienten sollten bei Fieber auf NSAR wie Aspirin und Ibuprofen verzichten und stattdessen Nichtopioid-Analgetika wie Paracetamol einnehmen.6 Bei einer Aspirin-Intoleranz kann durch eine „adaptive Desaktivierung“, eine Dauertherapie mit Aspirin, sowohl die Polyposis als auch Sinusitis und das Asthma deutlich verbessert werden.12
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KälteBei Kälte und Nebel verengen sich die Atemwege und es kommt zur verringerten Sauerstoffzufuhr. Auch starke Temperaturschwankungen, wie beim Verlassen eines geheizten Wohnraums in die kalte Außenluft, können Asthma-Anfälle auslösen.6,11 |
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Kälte vermeiden
Eine Maske oder auch ein Schal vor Mund und Nase können ausreichen Asthmabeschwerden durch kalte Luft zu mindern.13 Moderate Bewegung im Freien kann helfen die Reizschwelle für einen Asthmaanfall zu erhöhen.11 Um sich vor durch Kälte ausgelöste Asthma-Anfälle zu schützen, sollten Ihre Patientinnen und Patienten die von Ihnen verschriebene Medikation konsequent und korrekt anwenden. Schulen Sie Ihre Asthmatikerinnen und Asthmatiker dafür gegebenenfalls und klären Sie sie insbesondere vor geplanten Winterreisen auf.11
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SchimmelpilzbefallWohnräume werden im Winter schlechter als im Sommer belüftet. Der Feuchtigkeitsgehalt steigt, es kommt zu einer vermehrten Schimmelbildung und das Risiko für Exazerbationen nimmt zu.7,12,14 |
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Stoßlüften vermeidet Schimmelbildung
Wohnräume sollten auch im Herbst und Winter täglich gelüftet werden. Dafür empfiehlt sich ein kurzzeitiges, intensives Stoßlüften von 5 bis 10 Minuten, insbesondere nach dem Kochen, Baden und Duschen.15 Badewannen und Duschen sollten zusätzlich getrocknet werden. Bioabfälle sollten nur für kurze Zeit geschlossen in der Küche gelagert werden. Pflanzen sollten sich nicht im Schlafzimmer befinden.6 Bildet sich doch Schimmel, sollte dieser schnellstmöglich professionell beseitigt werden.7
Was tun, wenn die Asthma-Beschwerden weiter anhalten?
Besteht trotz dieser Präventionsmaßnahmen eine ungenügende Asthma-Kontrolle, sollten Sie die inhalative Asthma-Medikation bei Ihren Patienten anpassen, wenn eine fehlerhafte Inhalation ausgeschlossen werden kann.12 Ab Therapiestufe 3 empfiehlt die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma bei Erwachsenen eine bevorzugte Langzeittherapie mit Fixkombinationen aus inhalativen Kortikosteroiden (ICS) plus LABA (langwirksame inhalative Beta-2-Agonisten wie Formoterol oder Salmeterol).7
Fixe Kombinationen sind mindestens ebenso effektiv gegenüber freien Wirkstoffen in separaten Inhalatoren.10 Ein Beispiel ist Budesonid plus Formoterol, z. B. unter Verwendung des Bufori Easyhaler®. Vorteil dieser Fixkombination ist ihr möglicher Einsatz als „MART“: Maintenance And Reliever Therapy über niedrig dosiertes ICS plus Formoterol.10 Studien zeigen, dass mit dem MART Konzept schnelle Symptomkontrolle erreicht und das Risiko von Exazerbationen gesenkt werden kann.16,17
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4 kurze Fragen zur Risikobewertung
Asthma-Exazerbationen sind gekennzeichnet durch eine progrediente Verschlechterung der Asthmasymptome über das gewohnte Ausmaß hinaus.7 Das Auftreten einer Exazerbation ist wahrscheinlicher bei symptomatischen Asthma-Patienten.18 Klären Sie daher ab, ob sich mit dem Wechsel der Jahreszeit die Symptomkontrolle bei Ihren Patienten verändert hat. Die aktuelle GINA-Leitlinie schlägt 4 einfache Fragen dafür vor:10
- Mehr als 2x pro Woche tagsüber mit Symptomen?
- Asthma-bedingtes nächtliches Erwachen?
- Mehr als 2x pro Woche Bedarfsmedikation?
- Asthma-bedingte Aktivitätseinschränkung?
Ein Asthma-Tagebuch mit Fragebogen zur Erhebung der Symptomkontrolle sowie ein Asthma-Protokoll für Ihre Patientinnen und Patienten können Sie kostenlos in unserem Webshop bestellen.
Quellen
- Wark PA, Gibson PG. Asthma exacerbations . 3: Pathogenesis. Thorax. 2006;61(10):909-915.
- Robert-Koch-Institut. Infektionsepidemiologischse Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2020. Robert Koch-Institut; 2021. p. 212.
- COVID-19-Pandemie: Auswirkung auf meldepflichtige Infektionskrankheiten. Robert Koch-Institut; 2021.
- Arbeitsgemeinschaft_Influenza. Deutschland (gesamt) - Saison 2021/2022. Robert-Koch-Institut, https://influenza.rki.de/Diagrams.aspx?agiRegion=0.
- Ko FW et al. Molecular detection of respiratory pathogens and typing of human rhinovirus of adults hospitalized for exacerbation of asthma and chronic obstructive pulmonary disease. Respir Res. 2019;20(1):210.
- Lungenärzte_im_Netz. Tipps zur Vorbeugung. Verband Pneumologischer Kliniken e.V. (VPK), https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/asthma-bronchiale/vorsorge/.
- Bundesärztekammer (BÄK) et al. Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma – Langfassung. Stand 2020. AWMF-Reg.-Nr. nvl-002, unter: https://www.leitlinien.de/themen/asthma (abgerufen am 02.06.2022).
- Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2022. Robert-Koch-Institut; 2022.
- STIKO: 21. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung. Robert-Koch-Institut; 2022.
- Global_Initiative_for_Asthma. Global Strategy for Asthma Management and Prevention. 2022.
- Lungenärzte_im_Netz. Mit Asthma gut durch den Winter. Verband Pneumologischer Kliniken e.V. (VPK), https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/mit-asthma-gut-durch-den-winter/ (abgerufen am 04.09.2022).
- Buhl R et al. S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. Pneumologie. 2017;71(12):e2-e2.
- Millqvist E et al. Prevention of asthma induced by cold air by cellulose-fabric face mask. Allergy. 1995;50(3):221-224.
- Herr C et al. Environmental medical relevance of mould in living environment. Umweltmedizin in Forschung und Praxis. 2010;15:76-83.
- Tipps für richtiges Lüften. Bundesministerium für Umwelt, 09.04.2019, https://www.umweltbundesamt.de/tipps-fuer-richtiges-lueften.
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- Sobieraj DM et al. Association of Inhaled Corticosteroids and Long-Acting β-Agonists as Controller and Quick Relief Therapy With Exacerbations and Symptom Control in Persistent Asthma: A Systematic Review and Meta-analysis. Jama. 2018;319(14):1485-1496.
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